Fucking Berlin

von Sonia Rossi

fuckingberlinEigentlich wollte die gebürtige Sizilianerin Sonia Rossi nur nach Berlin kommen, um Mathematik zu studieren - und natürlich, um aus der Enge des kleinen italienischen Dorfes zu entkommen, in dem sie seit ihrer Geburt lebt. Ihr Vater betreibt im Dorf ein kleines Hotel, ihre Mutter jobt als Bibliothekarin. Somit hat die junge Sonia nicht allzu viel Geld zur Verfügung und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Das erste Jahr in der deutschen Hauptstadt soll eh dazu da sein, um die fremde Sprache richtig zu lernen. Aber es soll alles ganz anders kommen, als gedacht.

Schnell gerät Rossi in die falschen Kreise: Sie tanzt sich nachts durch diverse Szeneclubs und begegnet schließlich dem Polen Ladja und verliebt sich in ihn. Als sie erfährt, dass er für Geld mit Männern ins Bett geht, wird ihre Beziehung zum ersten Mal auf eine harte Probe gestellt - am Ende hört er ihr zuliebe damit auf. Doch Sonia kann sich nie lange genug in einem Beruf halten und kommt bald selbst in Finanznöte. Ohne ihrem Freund davon zu erzählen, fängt sie schließlich bei einer Erotik-Webcam-Show an. Doch auch da kann sie sich nicht lange halten, es folgt ein Job in einem Puff, der Sex-Massagen anbietet. Aber das ist noch lange nicht das Ende von Sonia Rossis zwielichtiger Karriere, in der sie auch Platz für ihr Studium finden muss. Erschwerend kommt hinzu, dass sie niemandem von ihrem Doppelleben erzählen kann. Schon gar nicht ihrem Freund.

Unverblümt gibt Sonia Rossi als Ich-Erzählerin einen Einblick in ihr ehemaliges Leben als Studentin und Teilzeit-Hure in Berlin. Offen und ehrlich schildert sie ihre Erlebnisse in der Rotlichtbranche. Dabei gelingt es ihr, niemanden zu verurteilen. Die Kunden leben eben nur ihre Phantasien aus und die Kolleginnen tun eben nur ihren Job. Vielmehr liest sich ihr Buch „Fucking Berlin" als eine Art Biografie, die nachvollziehbar macht, warum Rossi so handelte, wie sie handelte. An manchen Stellen gleitet die Erzählweise aber auch ins Flache ab. Dann wirken die Passagen wie eine aufgesetzte Schilderung, die mehr von einer fiktiven Geschichte denn von einem autobiografischen Werk hat. Alles in allem ist „Fucking Berlin" aber ein ohne Verurteilungen verfasstes Buch, das einen lesenswerten Einblick in die Welt des Rotlichtmilieus bietet.

Fucking Berlin, Sonia Rossi
Taschenbuch, Ullstein, 288 Seiten
ISBN: 978-3-54837-264-8, 8,95 Euro.

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