Zwei Kopenhagen-Reiseführer im Härtetest

von Madeleine Reincke (Baedeker), Andreas Bormann (Marco Polo)

Gibt es etwas Schöneres als die Vorfreude auf den Urlaub? Wochenlang wird im Vorwege überlegt, was man sehen möchte, wo man unbedingt einmal gewesen sein muß und natürlich unnachgiebig nach Insidertips gefahndet. Wie gerufen kommen in solchen Momenten die allseits beliebten Reiseführer. Am konkreten Beispiel „Kopenhagen“ haben wir zwei Urlaubshelferlein auf Herz und Nieren getestet.

Mit dem Baedeker Allianz Reiseführer Kopenhagen macht die Planung des nächsten Dänemark-Trips richtig viel Spaß. Denn der Reiseführer vermittelt auf 238 Seiten jede Menge Informationen über die dänische Hauptstadt. Neben dem üppigen Lesestoff laden zahlreiche detailreiche Bebilderungen der Sehenswürdigkeiten zum Schmökern ein. Auch enthalten ist ein Stadtplan: Für den Spaziergang durch Kopenhagen aber ist der Baedeker einfach zu dick.

Die bessere Alternative für die Westentasche ist eindeutig Marco Polos Kopenhagen-Reiseführer. Im kompakten Format bietet er die Informationen, die man auf die Schnelle braucht, wenn man sich durch Dänemarks Hauptstadt wühlt. Alles lässt sich binnen weniger Sekunden auf den 132 Seiten wiederfinden – was sich schließlich beim Praxistest vor Ort als deutlich effektiver erweist. Themenrubriken wie „Sehenswürdigkeiten“, „Essen & Trinken“ und „Mit Kindern unterwegs“ machen das Navigieren zusätzlich einfacher. Abgerundet wird das umfangreiche Angebot durch eine kleine Sprachfibel, U-Bahn-Pläne und Straßenkarten inklusive Verzeichnis.

Baedeker Allianz Reiseführer Kopenhagen, Madeleine Reincke
Taschenbuch, Baedeker, 238 Seiten
ISBN: 978-3-8297-1139-5, 15,95 Euro.

Marco Polo Reiseführer Kopenhagen, Andreas Bormann
Taschenbuch, Mairdumont, 132 Seiten
ISBN: 978-3-8297-0458-8, 9,95 Euro.

Die Shakespeare-Morde

von Jennifer Lee Carrell

Brutale Morde erschüttern die Shakespeare-Gemeinde: Zuerst geht das legendäre Londoner Globe-Theatre in Flammen auf, kurz darauf wird eine Shakespeare-Expertin tot aufgefunden. Angeblich war sie auf der Spur eines unbekannten weiteren Meisterwerks des englischen Schriftstellers.

Die junge amerikanische Theaterregisseurin Katherine „Kate“ Stanley gerät zufällig in eine der größten Vertuschungsaktionen der letzten Jahrhunderte. Ihre gute Freundin und Harvard-Professorin Rosalind Howard hat Hinweise darauf gefunden, daß irgendwo auf der Welt ein weiteres Shakespeare-Stück zu finden sein soll. Da diese offensichtlich die Bedeutung richtig einschätzt, versteckt sie ihre Erkenntnisse in Rätseln. Das erweist sich wenig später als gute Vorsichtsmaßnahme, als sie im Londoner Globe Theatre tot aufgefunden wird.

Anscheinend gibt es dort draußen Mächte, die nicht wollen, daß das Werk an die Öffentlichkeit kommt. Für Katherine Stanley und ihre Gefährten beginnt mit der Suche nach dem verschollenen Buch ein Wettlauf gegen die Zeit und die Mörder: In allen bedeutenden Shakespeare-Archiven der Welt brechen plötzlich Feuer aus, zerstören die Jahrhunderte alten Bücher und machen so die Hinweise zunichte. Ganz zu schweigen davon, daß Kates Verfolger ihre Vertrauten höchstdramatisch ums Leben bringen – inszeniert wie in den zahlreichen Schriftstücken Shakespeares.

Jennifer Lee Carrell begibt sich mit „Die Shakespeare-Morde“ auf ein mystisches Feld, wie es zuletzt Dan Brown vorgemacht hat. In ihrem Buch dreht es sich nicht nur um eine spannende Verfolgungsjagd zwischen Opfern und Jägern, sondern auch um grundlegende Fragen der Shakespeare-Forschung: Wer war Shakespeare wirklich? Hat er überhaupt existiert oder sind seine Klassiker Werke von verschiedensten Autoren? Die eigentliche Hetzjagd über den Globus wirkt und fesselt den Leser. Allerdings verliert sich Carrell zu häufig in Details über das Leben und Wirken Shakespeares. Selbst Leseratten, die „König Lear“, „Macbeth“ oder „Romeo und Julia“ gelesen haben, haben bisweilen Probleme, in die tiefsten Tiefen der Shakespeare-Wirren einzutauchen – erst recht in die trickreiche Mystik um die Person Shakespeares. Da wäre weniger manchmal mehr gewesen.

Die Shakespeare-Morde, Jennifer Lee Carrell
Gebunden, List, 464 Seiten
ISBN: 978-3-471-35001-0, 19,90 Euro.