Die Flucht der Ameisen

von Ulrich C. Schreiber

Was wäre, wenn mitten im Rheintal ein Vulkan ausbrechen würde und niemand hätte auch nur einen einzigen Gedanken an eine Evakuierung verschwendet? Richtig, Deutschland würde im Chaos versinken und mehrere Millionen Menschen ihr Hab und Gut verlieren. So drastisch schildert Ulrich C. Schreiber in seinem Roman „Die Flucht der Ameisen“ die Folgen eines plötzlichen und nicht enden wollenden Vulkanausbruchs bei Koblenz.

Gerhard Böhm ist Geologe in Köln und er hat sich auf Vulkanologie spezialisiert. Bei seinen unzähligen Exkursionen in der Eifel stößt er plötzlich auf geologische Störungen im Erdreich, die seltsamerweise alle bekannten, aber längst stillen Vulkane in der Region mit einander verbinden. Schnell sind die Erkenntnisse Grundlage für zahlreiche weitere Forschungen. Eher zufällig fällt Böhm dabei auf, dass auffallend viele Ameisenhaufen entlang dieser Störungen zu finden sind - und bereits wenige Meter davon entfernt keine mehr. Doch zwei Erdbeben in kurzer Folge im Neuwieder Becken und im Aachener Raum ziehen zunächst sein Interesse an. Als dann zu Neujahr auch noch ein unbekannter Vulkan ausbricht, sind Hopfen und Malz verloren. Die austretende Lava versperrt die Rheinenge bei Andernach, nördlich von Koblenz. Innerhalb von Tagen läuft das Umland voll mit Wasser und staut sich zurück bis nach Frankfurt am Main. Finden die Einsatzkräfte und Forscher nicht schnell eine Lösung für das Problem, könnte eine der wirtschaftlich stärksten Regionen Europas für immer verloren sein...

Ulrich C. Schreiber, selbst Geologe an der Universität Duisburg-Essen, entwarf mit „Die Flucht der Ameisen“ einen packenden Geo-Thriller, der nicht nur spannend geschrieben ist, sondern auch die Hilflosigkeit der Menschen gegenüber Naturgewalten dramatisch darstellt. Ebenso packend ist die Vision, was passieren würde, sollte wirklich einmal unvermittelt ein Vulkan in der bislang stillen Eifel ausbrechen - seit Jahrtausenden stille Feuerspucker gibt es dort zu Hauf. Aber: Entgegen jeder Vermutung oder Hoffnung haben Ameisen mit der Handlung gar nichts zu tun. Weshalb also diese irreführende Titelwahl? Abgesehen davon ist Schreiber anzumerken, dass es nicht nur sein erster Roman ist, sondern dass er sich offenbar häufiger mit wissenschaftlichen Texten abgibt. „Die Flucht der Ameisen“ ist an einigen Stellen geprägt von den Fachkenntnissen des Autors und sagen dem Geologie-ungeübten Leser wenig. Streckenweise gesellt sich ein etwas holpriger Schreibstil zu den Detailausführungen. Ist man aber erst einmal in den Rhythmus gekommen, lesen sich auch solche Passagen flüssig durch - eigentlich schade, denn diese beiden Eigenschaften bremsen das an sich sehr spannende Thema ab.

Die Flucht der Ameisen, Ulrich C. Schreiber
Taschenbuch, Piper, 368 Seiten
ISBN: 978-3-49225-134-1, 8,95 Euro.